Billiges Erdöl aus Sicht der Erneuerbaren

Der Preis der weltweit meistgenutzten Energiequelle Erdöl hat sich in den vergangenen Monaten halbiert. Die Lobbyisten der fossilen Energie träumen schon von einem Aus für die Erneuerbaren.

Dr. Christian Metschina, Leiter des Referates Energie und Biomasse der Landwirtschaftskammer Steiermark schreibt in einem Artikel über seine Sicht der Dinge. Lesen Sie hier seinen Beitrag.

 

Billiges Erdöl

Seit dem Sommer hat sich der Ölpreis halbiert. Die für Europa relevante Nordsee Sorte Brent war zwischenzeitlich sogar für weniger als 50 Dollar pro Barrel (159l) zu haben. Ein Ende des billigen Erdöls ist vorerst nicht in Sicht. Der Begriff „billig“ ist jedoch vorsichtig zu verwenden. Im Jahr 2005, als der Ölpreis erstmalig über die 50 Dollar Marke geklettert ist, warnten viele Ökonomen vor den drastischen Folgen einer Preisexplosion. Heute empfinden wir genau denselben Preis als äußerst günstig.

Freuen sich viele ölimportierende Länder über moderate Rohstoffpreise, geraten andere Volkswirtschaften zunehmend unter Druck. Autokratisch geführte Volkswirtschaften wie Russland oder Venezuela kalkulieren in der Regel mit Ölpreisen von mind. 80 Dollar und darüber. Die aktuelle Marktlage beschert diesen Ländern derzeit höhere Förderkosten als Einnahmen. Vor einigen Jahren hätte die Vereinigung der erdölexportierenden Länder OPEC, in solch einer Situation die Fördermengen drastisch reduziert, um den Ölpreis auf einem konstanten Niveau zu halten. Diese Strategie geht nun, aufgrund veränderter Rahmenbedingungen, nicht auf. Amerika ist Dank des Schiefergasbooms zum Erdölexporteuer geworden und hat so das Machtgefüge in der Branche verändert. Der Schiefergasboom in den USA wurde jedoch teuer erkauft und den Kalkulationen ein entsprechend höherer Ölpreis zugrunde gelegt. Hier sehen nun Länder wie Saudi Arabien ihre Chance, Weltmarktanteile zurückzugewinnen. Denn Erdöl mittels Fracking aus Schieferstein zu pressen ist deutlich teurer, als es aus dem  Wüstensand zu pumpen. Selbst ein Preis von unter 20 Dollar, ist laut Angaben des saudiarabischen Erdölministers, kein Problem. Oberstes Ziel sei es, die  amerikanischen Schieferölproduzenten aus dem Markt zu drängen. Diese wehren sich, da sie auf einem Investitionsschuldenberg von 200 Milliarden Dollar sitzen und  zumindest die Zinsen dafür begleichen müssen. Die einen wollen die Erdölproduktion nicht drosseln, die anderen können es sich nicht leisten weniger zu produzieren. Das Ergebnis dieser Pat Situation ist der aktuelle Ölpreis. Einmal mehr wird deutlich, wie politisch beeinflussbar unsere Energiemärkte sind. Jenen die jetzt frohlocken und das Ende der Erneuerbaren kommen sehen, sei gesagt, dass sich die Situation mittelfristig wieder ändern wird. Jetzt ist die richtige Zeit um in Erneuerbare zu investieren, um auf den nächsten Ölpreisschock vorbereitet zu sein.

Dr. Christian Metschina, Leiter des Referates Energie und Biomasse, Landwirtschaftskammer Steiermark

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