Biomasse spielt Schlüsselrolle

Gastkommentar: Heinz Kopetz, Präsident des Weltbiomasseverbandes über die Begünstigungen der Fossillobby. Im Mai erlebte die Menschheit einen unrühmlichen Rekord: Die Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre war so hoch wie noch nie. Und sie steigt weiter. Hauptgrund für den Anstieg ist die Verbrennung von Öl, Gas und Kohle.

Ein mittelgroßes Haus mit Öl beheizt, emittiert zehn Tonnen Kohlendioxid (CO2) pro Jahr, ein Gaskraftwerk wie Mellach im Vollbetrieb etwa zwei Millionen Tonnen. So manche Sprecher der Energiewirtschaft übersehen, dass CO2 eine wichtige Rolle in der Steuerung der Erdtemperatur spielt. Denn: Je mehr CO2 in der Atmosphäre, desto mehr Sonnenenergie wird zurückgehalten und desto wärmer wird es. Die Menschheit steuert, wenn das aktuelle Energiesystem noch zehn Jahre so weitergeführt wird, auf eine Erwärmung von vier bis sechs Grad Celsius zu. Das aber würde für unsere Kinder und Enkel das Ende der Natur, der Vegetation, des Ökosystems bedeuten, wie wir sie kennen.

Fossilförderungen stoppen

Wir brauchen daher eine echte Energiewende. Ein wichtiger Schritt dazu ist ein Stopp der offenen und indirekten Förderung der fossilen Energien. Beispiele: Wer in Österreich aus Gas Strom erzeugt, erhält eine Steuerbefreiung. Wer in Österreich Gas und Öl abbaut, kann bis zu 80 Prozent der Sondergewinne aus dem globalen Preisanstieg behalten und damit die fossilen Energien fördern, obwohl diese Gelder eigentlich dem Staat zustehen. Macht ein Konzern durch Fehlinvestitionen in fossile Energien Verluste – Beispiel Mellach, Nabucco – kann er diese durch interne Quersubventionen auf Kosten des Unternehmensertrages oder der Energiekunden ausgleichen. Diese Begünstigungen machen jährlich mehr als eine Milliarde Euro aus, weit mehr als die Förderung der Biomasse und übrigen Erneuerbaren.

Schlüsselrolle Biomasse

Energiewende bedeutet: die Stromerzeugung bis 2020 zu 100 Prozent auf erneuerbare Quellen umzustellen. Dazu ist der beschleunigte Ausbau der Windenergie und der Photovoltaik notwendig. Doch da diese Stromquellen nicht immer verfügbar sind, ist eine Ergänzung durch jederzeit verfügbare erneuerbare Stromquellen notwendig – das ist die Rolle von Strom aus Biomasse/Biogas. Im Hinblick auf die notwendige Reduktion der CO2-Emissionen darf die Ergänzung der Stromerzeugung aus Wind und Photovoltaik in Zukunft nicht überwiegend durch fossile Kraftwerke erfolgen, wie sich das vielleicht die Vertreter der E-Control vorstellen, sondern durch Strom aus Wasserkraft und Biomasse/Biogas.

Wärmesektor

Die Energiewende darf sich aber nicht nur auf den Stromsektor beziehen. Genau so wichtig ist der Wärmemarkt. In der Raumwärme sollen Öl und Gas möglichst rasch durch Biomasse, Solarthermie und Fernwärme, überwiegend aus Abwärme oder Biomasse gewonnen, ersetzt werden. Ähnlich wie in Dänemark sollte daher auch Österreich die Neuinstallation von Ölheizungen verbieten. Im Verkehrssektor ist die Umstellung am schwierigsten. Wegen der Versorgungssicherheit sollte die Zehn-Prozent-Beimischung von Biotreibstoffen beibehalten werden.

Forschung muss gefördert werden

Auch eine vorausschauende Forschungspolitik ist entscheidend. Als kürzlich eine weltweit anerkannte Forschungseinrichtung für Bioenergie in wirtschaftliche Schwierigkeiten kam, war das nicht ein Problem der Biomasse, sondern der staatlichen Forschungsförderung. In Europa gibt es Milliarden-Subventionen für die atomaren und fossilen Energien. Jene die ein Beibehalten dieser Unterstützung fordern und ein Ende der Förderung der Erneuerbaren verlangen, wollen die Energiewende verhindern und das Klimaproblem weiter ignorieren. Österreich braucht eine neue Energiepolitik, die konsequent auf den Ersatz von Öl, Gas und Kohle durch erneuerbare Energien setzt. In diesem neuen Energiesystem kommt der Biomasse eine Schlüsselrolle zu.

Autor: Dr. Heinz Kopetz

01. 08. 2013

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