Kongress biogas19 im Zeichen von Greening the gas

Mit der Unterstützung durch klima:aktiv, der Klimaschutzinitiative des BMNT fand am 3. und 4. Dezember in der Wirtschaftskammer NÖ in St. Pölten der diesjährige Kongress biogas19 statt.

Die Zeit zur Umsetzung von Maßnahmen zur CO2-Minderung, um die für Österreich verbindlichen Ziele einhalten zu können, wird immer knapper. In wenigen Jahren drohen dem Staat massive Strafzahlungen für Verfehlung der Klimaziele - Geld, das man jetzt besser hierzulande einsetzen sollte. Jetzt könnte man mit diesen Mitteln Emissionen mindern, gleichzeitig Arbeitsplätze und Wertschöpfung im Inland schaffen und dabei etwas weniger abhängiger von Energieimporten werden.

In den Vorträgen wurde ganz klar gezeigt, dass Österreich seine CO2-Reduktions-Ziele nur erreichen kann, wenn alle nutzbaren erneuerbaren Energieträger unter Berücksichtigung ihrer besonderen Vorteile eingesetzt werden.

Wasser, Windkraft und Photovoltaik sind saubere und billige Stromlieferanten. Ihr Problem ist aber, dass die Produktion wetterbedingt unregelmäßig ist und dass dieser Strom nur sehr begrenzt speicherbar ist. Schon jetzt zeigen sich Versorgungsmängel im Winter und in den Nachtstunden. Genau dann muss Strom aus fossilem Erdgas eingesetzt werden oder man importiert Kohle- und Atomstrom aus dem Ausland. Der Zuwachs an Wärmepumpen, Klimageräten oder der Elektromobilität verschärft dieses Problem noch.
Das Ziel "100% erneuerbarer Strom" im Jahr 2030 wird nur dann erreichbar sein, wenn man auch verstärkt auf Biomasse setzt.

Biomasse ist in Pflanzen gespeicherte Sonnenenergie, die ständig nachwächst

Pflanzen speichern beim Wachsen Energie indem sie mit der Energie der Sonne den Kohlenstoff aus dem CO2 in der Luft einlagern. Verbrennt man später die Pflanze oder man vergärt sie vorher zu Biogas (Methan) und verbrennt danach dieses, wird die Energie nutzbar wieder freigesetzt. Das dabei entstehende CO2 wird wieder von wachsenden Pflanzen benötigt. 

Würde man die Pflanzen nicht nutzen und sie (z.B. Bäume) verrotten nach dem Absterben, wird genau so CO2 freigesetzt - die enthaltene Energie aber nicht genutzt. Es ist intelligent, die Nutzung von Biomasse zur Energiegewinnung zu forcieren - wichtig ist aber, nicht mehr zu nehmen als gleichzeitig wieder nachwächst. Vom jährlichen Zuzwachs an Holz wird in Österreich nur ein Teil genutzt. Nachhaltig bewirtschaftete Wälder, aber auch Wiesen und Felder liefern Energie und Rohstoffe und haben gleichzeitig viel höhere Zuwächse und damit CO2-Bindung als unbewirtschaftete Flächen.

Biogas wird nicht nur aus Feldfrüchten sondern auch zunehmend aus Lebensmittelabfällen, Wirtschaftsdüngern oder auch Ernteresten (Stroh, Blättern, Ausputz...) und Zwischenfrüchten gewonnen.

Das Potential für einen Erdgasersatz durch Biogas ist laut renommierten Studien riesig. Rein aus Abfällen und Nebenprodukten sowie aus Wasserstoff könnte künftig fast die Hälfte des momentanen Gasverbrauches (rd. 8 Mrd. Kubikmeter) durch erneuerbare Gase ersetzt werden.

Greening the gas - Bestehende Gas-Infrastruktur nutzen!

Biogas wird derzeit fast immer vorort in Blockheizkraftwerken verstromt. Dabei fällt aber auch sehr viel Wärme an, die in den Sommermonaten nicht immer sinnvoll genutzt werden kann.

Künftig setzt man auf Biomethan, das ist Biogas, das technisch auf Erdgasqualität aufgereinigt wird. Biomethan kann direkt zum Betanken von Gasfahrzeugen genutzt werden oder man speist es ins Erdgasnetz ein.

Das Erdgasnetz ist ein gut ausgebauter Energieverteiler und zudem ein gewaltiger Energiespeicher. Man bringt mit bestehender Infrastruktur erneuerbares Gas bis in die Zentren der Großstädte. Bestehende Gasheizungen können weiter benutzt werden, der sukzessive Umstieg auf erneuerbare Energie wird für den Kunden nicht zu teuer und die Versorgungssicherheit bleibt gewahrt.

Im Sommer erzeugen - im Winter nutzen

Biogasanlagen müssen um rentabel zu sein möglichst das ganze Jahr gleichmäßig durchlaufen. Eingespeistes Biomethan erhält ein Zertifikat, eine Bestätigung über eine bestimmte Menge eingespeistes Biomethan. Wenn das Gas physisch im Sommer eingespeist wurde, kann man trotzdem durch Kaufen und Entwerten des Zertifikates dieses Biomethan im Winter, wenn Wasser- und PV-Strom fehlt, beispielsweise für Gas-Turbinen nutzen. Damit könnte man auch im Winter mit bestehenden Gas-Fernwärme-Kraftwerken Ökostrom und Ökowärme erzeugen. Wichtig ist, dass in Summe weniger Erdgas importiert wird, auch wenn Erzeugung und Nutzung von Biomethan nicht zeitgleich erfolgen.

Fakt ist, dass erneuerbare Energien noch immer teurer sind als versteckt subventionierte fossile Energien oder Atomenergie.
Es liegt an der Politik, an der künftigen Regierung und dem Parlament (Energie-Themen brauchen Zwei-Drittel-Zustimmung) dafür zu sorgen, dass es sich lohnt, in die Erzeugung und Nutzung von Erneuerbaren zu investieren.

Die Zeit drängt - Politik ist gefordert

Um schnell in die Umsetzung einer Biomethanstrategie zu kommen wäre es sinnvoll, bestehende funktionierende Biogasanlagen samt ihren erfahrenen Betreibern für die Umstellung von Verstromung auf Biomethanerzeugung gewinnen zu können.

Ende 2022 laufen fast alle Ökostromtarife aus. Für Biomethaneinspeisung gibt es bis jetzt weder ein Vergütungsmodell noch einen geregelten Gasnetzzugang. Wir wissen noch nicht, wie aufwendig die Umrüstung einer bestehenden Nawaro-Verstromungsanlage auf eine reine Abfall-Biomethananlage ist. Brauchen wir mehr Fermentervolumen, neue Einbringtechnik, neue Rührwerke? Übernahme- und Aufbereitungsanlagen für Abfälle? Was verlangen die Genehmigungsbehörden? Muss die gesamte Anlage auf den "Stand der Technik" gebracht werden? Wie lange dauert die Genehmigung, wie lange der Umbau? Ist die langfristige Versorgung mit Bioabfällen und Nebenprodukten sichergestellt oder kommt es zu einer Konkurrenz um attraktive Nebenprodukte aus der Lebensmittelindustrie? Welche Feldfrüchte aus den bäuerlichen Betrieben der Betreiber dürfen überhaupt noch verwendet werden, was geschieht mit dem Rest?

Und zuletzt: Wie risikobereit sind die bäuerlichen Biogasanlagenbetreiber mit ihren Erfahrungen aus den vergangenen Jahren?

Um das Ziel, 80% der bestehenden Biogasanlagen in die Biomethaneinspeisung überzuführen, zu erreichen, müssen sehr bald passende Rahmenbedingungen mit entsprechender Investitionssicherheit geschaffen werden. Ansonsten bleibt "Greening the gas" für längere Zeit nur eine ambitionierte Vision der Energiewirtschaft.

Die Vorträge vom Kongress biogas19 finden Sie hier auf der Homepage des Kompost & Biogas-Verbandes zum Nachlesen.

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